Philosophischer Hintergrund

Ferdinand Redtenbacher 1848 im Vorwort zum “Maschinenbau”:

“… mit den Prinzipien der Mechanik erfindet man keine Maschine, denn dazu gehört nebst Erfindungstalent, eine genaue Kenntnis des mechanischen Prozesses, welchem die Maschine dienen soll. Mit den Prinzipien der Mechanik bringt man keinen Entwurf einer Maschine zu Stande, denn dazu gehört Zusammensetzungssinn, Anordnungssinn und Formensinn. Mit den Prinzipien der Mechanik kann man keine Maschine wirklich ausführen, denn dazu gehören praktische Kenntnisse der zu verarbeitenden Materialien und eine Gewandtheit in der Handhabung der Werkzeuge und Behandlung der Hülfsmaschinen.”

Aus den Biografischen Skizzen über Ferdinand Redtenbacher:

Bedenkt man nun Ferdinand Redtenbachers Wortwohl im Zusammenhang mit seiner Kritik am Zeitgeschehen, dann wird man wohl seine grundlegende moralische Gesinnung nicht nur als irgendein Postulat, sondern als tiefgreifend reflektierte Überzeugung interpretieren können. Die Industrie als Selbstzweck und nicht nur als Mittel der humanistischen Gesellschaftsgestaltung zu betreiben widerstrebt somit offensichtlich Redtenbachers Moralvorstellungen.

Seine humanistische Gesinnung ist für ihn nicht nur eine privatpersönliche Moralität, sondern er dürfte sie als ein Ethos für sein Metier und seine Branche gefordert haben, wenn man es wieder in den philosophischen Kontext seiner Zeit stellt. So hält er fest:

“In der Anwendung der Naturkräfte hat man in der That bereits eine große Virtuosität erlang, aber an der humanen Etnwicklung des industriellen Publikums fehlt es noch sehr. Wer ist daran Schuld? Keinem Einzelnen, Allen zusammen muss sie aufgebürdet werden.” (Ferdinand Redtenbacher)

F.v.Engeltsheimb über Redtenbachers Assistenten-Zeit in Wien:

“In jeder Hinsicht seinen Aufenthlat in Wien benützend, um sich zu bilden, waren ihm freilich enge Grenzen besonders damals gesteckt, aber seinem eigenen eisernen Willen und Drang schien nichts unmöglich, uns diese waren ihm eigentlich Leiter in der frivolen Residenz. Auch mit der deutschen Philosophie machte er damals Bekanntschaft und las fleißig (natürlich zur damaligen Zeit heimlich) in den Schriften Kant´s und seiner Commentatoren.”

Notizen von Grimburg über Redtenbacher:

“Zu jener Zeit, besonders während der Julirevolution anno 30 (gemeint ist: 1830) unter der drückenden Censur, da die Allgemeine Zeitung zum großen Theile schwarz bedruckt wurde, gesellten sich mehrere Freunde Redtenbacher´s zu einer Art liberalen Clique zusammen, welche ein besonderes Vergnügen darin fand, die unbequeme Censur, wenn auch nicht durch die loyalsten Mittel zu umgehen. Hiezu bot die Bekanntschaft des nachmaligen Direktors Helm mit dem damaligen Censurchef Hölzl, der sonderbarer Weise in einem für seine Stellung sehr hohen Grade freisinnig war, willkommene Gelegenheit. Helm lieh nämlich die verfehmten Bücher aus der überreichen Sammlung Hölzls heimlich aus, d.h. entführte dieselben auf einige Tage und theilte sie dann dem jugendlichen Kreise mit, wo wie gewöhnlich unter freiem Himmel am Kobenzl laut vorgelesen wurden. Diese damals mit Gier verschlungene Lektüre hätte leicht im Falle der Entdeckung der leichtsinnigen jungen Gelehrten wegen Inculpation des Hochverrats nach Muncacs (Gefängnis und Kaserne in Galizien, heute West-Ukraine) bringen können.”

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