Aktuelles

Rückblick auf den dreiteiligen Redtenbacher Talk im TIC Stadtgut Steyr

Der Einladung der Redtenbacher Gesellschaft folgte eine Reihe von Teilnehmer*innen aus Industrie und Gewerbe, Politik oder als interessierte Privatpersonen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die im neu erschienenen Buch “Earth for All” dargelegten Lösungsansätze zur Erhaltung der Lebenbedingungen für alle auf unserem Planeten. Während zu den grundsätzlichen Erfordernissen weitgehend Konsens bestand, ergaben sich aus der jeweiligen Sicht der Diskutanten durchaus unterschiedliche Zugänge zu deren Umsetzungen sowie interessante Einschätzungen der Chancen der Machbarkeit. Genau das war ja die Intention dieser Talks in einem breiten Teilnehmerkreis.

Reflexion zum 1. Redtenbacher Talk

1. Redtenbacher Talk am 10. November 2022

Redtenbacher Talk behandelte radikales Umdenken

Earth4All war der Aufhänger einer intensiven und zukunftsorientierten Diskussion am Donnerstag den 20.11.2022 im Steyrer TIC. Die 50-jährige Geschichte des Clubs of Rome hat in diesem Bericht die Szenarien beschrieben, berechnet und mit Fakten hinterlegt, die uns für die Zukunft bevorstehen. Nur bei radikaler Änderung unserer Haltung gegenüber der Natur, dem Verbrauch, dem Konsum und des Energieverbrauches, politischer Beteiligungen und Mitnahme der Bürger bei politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen, ist ein Überleben möglich. Alles andere führt zu einer fatalen und weltweiten Krise. Wie sinnvoll ist es angesichts der zaudernden Politiker und für die nach systemischen Veränderungen unseres Wirtschafts- und Finanzsystems schlecht ausgerichtete Gesellschaft, an diesen Wandel zu glauben? Konkrete Maßnahmen sind schwer auszumachen, auch nicht in diesem Gespräch. Die Problematik des Seins, versteckt sich noch immer hinter dem Schein.

Anmerkungen zum zeitkritischen Diskurs über Earth for All der Redtenbacher Gesellschaft im TIC Steyr

Enrico Savio / Redtenbacher Gesellschaft

Der Überlebensleitfaden im topaktuellen und aufrüttelnden Bericht des Club of Rome (Earth for all) hat kürzlich sehr große Nachdenklichkeit beim Redtenbacher Talk im TIC Steyr nach sich gezogen. Denn der Riesensprung (giant leap) und nicht das mehr oder weniger Weiterso ist für die Autoren aus unterschiedlichen Wissenschaften unbedingt erforderlich. Nur dadurch ist eine künftig globale Wohlergehensökonomie zu gewährleisten. Fünf außerordentliche Kehrtwendungen können die soziale, ökonomische und ökologische Katastrophe abwenden. Gedreht werden müssen die weltweite Armut, die Vermögensunterschiede, die Ungleichheit der Frauen, das Ernährungssystem und die Energiegewinnung. Ansonsten versinkt der Planet nicht nur in einem sozialen Dilemma, sondern auch in massiven Hunger- und Umweltkatastrophen. Die Lösung sieht der Club of Rome in einem neuen ökonomischen Betriebssystem, das vor allem die regionale Wirtschaft, Bürgerfonds, regenerative Landwirtschaft und erneuerbare Energie zum Schwerpunkt macht. Die Einsicht dazu keimt zwar auf, ist aber noch lange nicht im Denken und Handeln angekommen; insbesondere nicht in politisch dafür entscheidenden Ebenen. Staaten und Bürger*innen sind die zwei Akteure die aufzuwachen haben. Die Bürger*innen haben sich dabei als Öffentlichkeit und Investition in die Zukunft zu behaupten. Die Hebel sind vorhanden erklärt der Bericht, sie sind von den Zuständigen zu betätigen. Und das sofort!

Die Debatte um den Bericht beim Redtenbacher Talk zeigt, wie das geforderte Umdenken die gewohnten Vorstellungen sprengt. Die praktische Umsetzung ist dann erst recht eine radikale Herausforderung. Die Argumente des Club of Rome sind so fundiert dargelegt, dass es eine vernichtende Ignoranz wäre, wenn nicht alle gesellschaftlichen Kreise sofort diesen Riesensprung der Veränderung in Angriff nehmen.

Reflexion zum 2. Redtenbacher Talk

2. Redtenbacher Talk am 1. Februar 2023

Die Diskussionsrunde widmete sich den 3 Fragen:

  1. Befinden wir uns in einem planetaren Notstand? Hinweis auf die Berichte des APCC Austrian Panel on Climate Change
  2. Wie kommen wir zur Wohlergehensökonomie?
    • “Die gegenseitige Ausbeutung in der Produktion schuf eine kleine Minderheit der Reichen, der größte Teil der Welt leidet unter Untergleichheit.” “Die Gleichheit der Menschen könnte man an deren Zufriedenheit messen.” “Wir sind in einer Schieflage in vielfacher Hinsicht. Wir leben seit einigen Dezennien im brutalsten Wettbewerb und sind süchtig auf Konsum.”
  3. Brauchen wir ein neues wirtschaftliches Betriebssystem?
    • Die Wertschätzung des Menschen soll die Basis der wirtschaftlichen Beziehungen sein. Hinweis auf die kleine Siedlung Gaviotas in Kolumbien (hier ein Link auf die Wikipedia-Seite: https://de.wikipedia.org/wiki/Gaviotas).
    • “Peer to Peer – Ökonomie schafft Gerechtigkeit.”
    • Gemeingüter wie Boden, Wasser, Arbeitskraft etc gehören Privaten; der alte Gedanke von Allgemeingut existiert nicht mehr.”
Reflexion zum 3. Redtenbacher Talk am 22. März 2023

Das „neue ökonomische Betriebssystem“ – das Earth4All global als unabdingbar ansieht, braucht vorort insbesondere die (Wieder)Einführung von Gemeingut für die Gestaltung des Lebensraumes. Dazu bedarf es auch einer Bürgerdividende, die das grundlegende Auskommen sichert und darüber hinaus regionale Wirtschaftsinitiativen forciert. Folgerichtig weitergedacht, verlangt das auch eine von den Menschen unmittelbar näher mitgestaltete Politik.

Das war die Vorgabe für den 3. Redtenbacher Talk. Dieser thematisierte,  wieder ausgehend von der zugrunde gelegten  „Wohlergehensökonomie“,  die Möglichkeiten und deren Bedingungen für eine Neuorientierung etwa in einem Unternehmen (neue Kennzahlen …) oder auch im Gestalten der kommunalen bzw. regionalen Lebenswelt (Regionalpolitik, …). Im letzten Gespräch waren das die Schlüsselfragen für viele, die selbst im Unternehmensleben und in der Politik stehen. Das bildete natürlich auch Fragen für all jene, die in anderen Lebensbereichen aktiv sind.

Einladung zum 1. Redtenbacher Talk zum neuen Buch des Club of Rome “Earth For All” am 10. November 2022 im TIC Steyr.

2021

Symposium 2021

Programm des zweiteiligen Symposiums

M a c h t : V e r n u n f t : W e i s h e i t

Technische Vernunft versus vernünftige Technik

Rationale Ökonomie versus lebensweltliche Vernunft

Die gegenwärtige Gesellschaft ist in allen Bereichen rational orientiert. Damit dominiert sie eine eingeschränkte Form von Vernunft, die vor allem kalkulatorisch agiert. Ihre Orientierungsparameter sind weitgehend auf Vermehrungs- und Optimierungsprinzipien, insbesondere auf Gewinnmaximierung reduziert. Die vielfach artikulierte, auch emotional auftretende Forderung nach Vernünftigkeit wird jedoch nicht nur von Proponenten, sondern auch von Kritikern des Systems immer wieder zum Ausdruck gebracht. Im ersten Fall lässt sich Vernunft als pragmatische und konzentrationskapitalistische Rationalität des aktuellen Mainstreams charakterisieren, während sie im letzteren Fall eher der ersehnten Weisheit, die ein gutes, verallgemeinerbares Leben erfordert, entspricht.

Historisch stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche „Vernunft“ in welcher Zeit als gesellschaftsrelevant gesehen oder auch diktiert wurde. Je nach Personen- und Machtgruppierung wird ein jeweils als ideal angepriesenes Denkmodell als das „vernünftige“ und somit als die beste Ideologie vermittelt. Diese Parametrik findet sich in allen Gesellschaftsgruppierungen, vom Adel bis zur Arbeiterschaft. Ideologisch untermauert werden solch demagogische Vorgaben sowohl mit ständischen als auch nicht selten mit religiös abgeleiteten Parametern, die dann sogar den Anspruch einer Verabsolutierung erheben.

Das Symposium 2021 will demnach einerseits die Thematik der Vernünftigkeit in der Bandbreite von Rationalität bis zur Weisheit reflexiv ansprechen, durchaus mit dem Hintergrund, welche (Denk-) Kultur und welches Ethos – als Vernunft- bzw. als zeitbedingt vernünftig propagierte Systeme – jeweils die Basis bildet. Zum anderen könnte – als wesentlicher Fokus der Redtenbacher-Gesellschaft – die Frage nach der technischen Vernunft – samt ihren Möglichkeiten – und der Vernünftigkeit der Technik – bis hin zu ihrer Sinnhaftigkeit – kritisch reflektiert werden. Das wäre auch im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Parametern zu sehen, die bekanntlich nicht unwesentlich die Interessen Technik leiten. Ihren Niederschlag finden diese Verschmelzungen schließlich in den alltäglichen Situationen unserer Lebenswelten, sprich unserer Gesellschaft. Die Skizzen dieser (transdisziplinär erörterten) Zusammenhänge zu veranschaulichen ist das Ziel des Symposiums, was mit dem Titel „Macht:Vernunft:Weisheit“ auf den Punkt gebracht werden soll.

Die Referent/innen werden gebeten, in ihren Statements durchaus auf die zugrundeliegenden Denkmodelle reflektierend einzugehen und dies zur Diskussion zu stellen. Intention ist die Einladung von Ferdinand Redtenbacher, sich über das Wohl der industriellen Gesellschaft den Kopf zu zerbrechen. Die zeitgemäße Adaption dieses Ansinnens bedeutet eben, über das global jedem einzelnen Menschen zuzusprechende Wohlergehen in einer durch Hightech dominierten Gesellschaftsstruktur transdisziplinär nachzudenken.

Nach unseren inspirierenden Diskussionen in den vergangenen Jour fixe wollen wir diesmal einen Schritt weiter gehen und ein konkretes Thema für ein weiteres Symposium reflektieren. Angedacht ist dieses Symposium der Redtenbacher-Gesellschaft auch als Begleitprogramm der Landesaustellung 2021 „Arbeit. Wohlstand. Macht.“ Anschließend an unserer dialektischen Konzeption der früheren Symposien schlagen wir folgendes (Arbeits-) Thema vor: Macht und Vernunft.

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